Anatomie eines Mordes

( Anatomy Of A Murder ) ( USA, 1959 )

Inhalt vom Film

 

ReWatch gemacht am: 02.02.2020

 

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Heutiger James Stewart Film ist der Gerichts-Thriller "ANATOMIE EINES MORDES" aus dem Jahr 1959, zusammen mit Lee Remick und Ben Gazzara. Stewart spielt hier einen Rechtsanwalt, der einen Mann verteidigen muß, der den angeblichen Vergewaltiker seiner Frau erschossen hatte. Die Beweise gegen seinen Mandanten sind erdrückend. Der Film beruht auf den gleichnamigen Roman von Robert Traver. Die Filmmusik zu diesem Film steuerte übrigens Duke Ellington bei.

 

Die Co-Stars:
Ben Gazzara spielte Lt. Frederick Manion, den Stewart verteidigen muß. Lee remick spielte seine frivole Ehefrau Laura. Arthur O'Connell war als Stewarts bester Freund und Partner Parnell Emmett McCarthy zu sehen. George C. Scott verkörperte den hammerharten Staatsanwalt Claude Dancer, Kathryn Grant spielte die Zeugin Mary Pilant, Eve Arden spielte Stewarts Gehilfin Maida Rutledge. Murray Hamilton spielte den barkeeper Alphonse Paquette und John Qualen war als Deputy Sheriff Sulo zu sehen. Orson Bean spielte den Psychologen-Sachverständiger Dr. Matthew Smith.

Synchronisation:
James Stewart wurde von Hans Nielsen synchronisiert, Lee remick von Margot Leonard (Stammstimme Diana Rigg als Emma Peel in "Mit Schirm, Charme und Melone"), Ben Gazzara von Peer Schmidt, Arthur O'Connell von Walther Suessenguth. George C. Scott von Werner Peters, Orson Bean wurde vom eigentlichen james-Stewart-Stammsprecher Siegmar Schneider gesprochen.

DVD & Bluray:
ich besitze den bislang einzigen deutschen Release auf DVD aus dem Jahr 2001 von Sony. Bild und Ton sind sehr gut, zudem wird der Film ungeschnitten präsentiert. Es gibt 3 Passagen, die nur im Original mit deutschen Untertiteln vorliegen, da sie damals nicht synchroniusiert wurden. Einmal ganz am Anfand, 2 Sätze mit Arthur O' Connel an der Bar, denn wenig später, als James Stewart Ben Gazzara vorgestellt wurden, ebenfalls 2 kurze Sätze und dann einmal ziemlich am Ende wurde die komplette Aussage des Psychiaters Dr. W. Gregory Harcourt, was ich sehr schade fand und auch nicht verstanden hatte, wieso die wirklich kompletten Szenen von ihm rausgeschnitten wurden. Die ersten beiden sind durchaus zu verschmerzen und hatten keinen Einfluß auf die Handlung. Auf der DVD und dem Cover hiess es, dass die Stellen deutsch untertitelt seien, was - zumindest bei meiner DVD - nicht stimmt, da fehlten die deutshen Untertitel, so dass ich ab der ersten Passage, wo sie fehltzen, gänzlich deutsche Untertitel einblenden liess, was zwar nervig war, weil ich  dann immer auf die Untertitel schaue, obwohl ich es nicht müßte, aber eben es so die einzigste Möglichkeit gab, die fehlenden Stellen deutsch zu lesen. Als Bonus hat die DVD eine Trailershow, eine Fotomontage, Original Kinowerbung für den Film und Filmographie-Tafeln von einigen Schauspielern und des Regisseurs Otto Preminger. Auf Bluray ist der Film in Deutschland offiziell nicht erschienen, jedoch soll die spanische BluRay über die deutsche Tonspur verfügen.

Auszeichnungen:
Der Film war 1960 in sieben Kategorien für den Oscar nominiert, unter anderem als Bester Film. Bei den Laurel Awards 1960 konnte der Film drei Preise gewinnen. James Stewart und Arthur O’Connell wurden für ihre Rollen ausgezeichnet, der Film erhielt den Preis in der Kategorie Top Drama. Duke Ellington erhielt einen Grammy in der Kategorie Best Soundtrack Album.

Interessantes:
Der Jurist John D. Voelker, selbst Richter am obersten Gerichtshof von Michigan, verfasste  seinen Roman unter dem Pseudonym Robert Traver, nachts neben seiner Arbeit auf 840 handgeschriebenen Seiten. Obwohl er immer wiedre behauptet hat, das die Geschichte reine Fiktion sei, basiert sie tatsächlich auf einen Mordfall in einer Holzfällerkneipe in Big bay, Michigan., nördlich von Marquette. Der Roman wurde zuerst von 3 Verlagen abgelehnt, bevor er schliesslich 1957 veröffentlicht wurde.  und über Nacht zu einem Bestseller wurde. Im Oktober 1957 erwarb Ray Stark die Filmrechte für 150.000 Dollar plus 5% der Bruttoeinnahmen. 1958 versuchte Stark den Vertrag rückgängig zu machen, un die Rechte an Otto Preminger und Columbia Pictures zu verkaufen. Das Problem erledigte sich 1958, als Stark den Film gegen  die Leinwandrechte des Paul-Newman-Films "Exodus" eintauschte. James Stewart Charakter Paul Biegler basiert auf John D. Voelkel selbst. Die Rolle von Lee Remick sollte zunächst an Kim Novak gehen, mit der Stewart im jahr zuvort bereits "Vertigo" und "Meine Braut ist übersinnlich" gedreht hatte, doch Preminger entschied sich dann für Lee Remick, nachdem Lana Tuzrner wegen Differenzen um ihre Gaderoibe aus dem Vertrag wieder zurücktrat. Einen großen Clou gelang Preminger mit der Verpflichtung von dem Bostoner Star-Anwalt Joseph N. Welch, der in diesem Film als sympathischer Richter Weaver auftrat. Welch leitete damals die berüchtigten McCarthy Anhörungen.  Preminger bemühte sich um Realismus im Film. James Stewarts Charakter paul Biegler wohnte sogar in dem haus, welches Voelkel gehört hatte. Der Film selbst wurde ein großer Erfolg und gilt bis heute als "absolut spannendes Gerichtsdrama" und einer der "aussergewöhnlichsten Filme aller Zeiten".

Der Regisseur:
Otto Preminger, geboren in Österreich, gehörte seinerzeit zu den herausragensten und erfolgreichsten regisseuren überhaupt und drehte Kultfilme wie "Faustrecht der Großstadt" (1950), "Fluss ohne Wiederkehr" (1954), "Der Mann mit dem goldenen Arm" (1955), "Hohanna von Orlèans" (1957), "Exodus" (1960), "Erster Sieg" (1965), "Bunny Lake ist verschwunden" (1965) oder "Unternehmen Rosebud" (1975), um nur einiger zu nennen.

Zum Film selbst:
James Stewart spielte Paul 'Pauly' Biegler, einen ehemaligen Staatsanwalt, der sich aus persönlichen Gründen zurückzog, um sich eine Auszeit zu nehmen, und jetzt als normaler Rechtsanwalt arbeitet. Biegler verbringt seine Zeit mit Angeln, sein gesamter Kühlschrank ist voll von selbstgenagelten Fischen und er kümmert sich nicht um neue Mandanten, was zu einem finanziellen Engpass führte und er sogar um das Gehalt seiner Gehilfin Maida Rutledge führte. Sein bester Freund ist der ehemalige Anwalt Parnell Emmett McCarthy, der seit Jahren an der Flasche hängt. Als Biegler eines Tages vom Angeln kam, entdeckte Parnell eine Flasche bei Biegler und fragte:

Parnell: Ist das Whiskey?
Biegler: Nein, das ist ein Karpfen, den ich gefangen habe , der Männchen macht, deswegen steht er so aufrecht 
Parnell: *öffnete und sah die Flasche, die nur noch halbvoll war*
Parnell: Na, den "Fisch" hast du ja schon ganz schön ausgenommen!

Biegler: Sagt gerade der richtige. Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!
Parnell: Ach weißt du, das ist bei mir völlig egal, bei mir sind eh schon alle Scheiben kaputt! 

Doch Parnell ist es, der Paul an einem großen Fall heranbringt. der angesehene Army Lt. Fredrick Manion wird beschuldigt, einen Mann namanes Barney Quill erschossen zu haben, der angeblich kurz vorher seine Ehefrau vergewaltigt haben soll. Da Manion die Tat sogar zugegeben hat, fällt es Paul sehr schwer, ihn nun für unschuldig vor Gericht zu bekommen.

Paul traf sich mit Laura manion, die Frau des Beschuldigten. Paul wunderte sich. Anstatt eine sehr besorgte Frau vorzufinden, dessen Ehemann die Todesstrafe droht, fand er eine gutgelaunte und recht frivole Frau for, die einfach annahm, dass schon alles gutgehen würde. Zudem  baggert sie auch gerne andere Männer an und versuchte es sogar bei Paul, den sie immerhin ins Stottern brachte. Auch ihr Kleidungsstril war schon recht "offen" (für damalige Verhältnisse).  Sie liess ihren Hund Muffy sogar Bier trinken, allerdings ist er nach dem ersten SAchluck immer gleich schläfrig.

Paul verhört Laura, dessen Aussage nicht wirklich sonderlich ernst klang und sie alles mehr wie ein Spiel ansah...auch ihrer Vergewaltigung ....sie reagierte nicht so, wie Frauen sonst reagieren, wenn sie vergewaltigt wurden. Paul hörte auch, dass sie danach untersucht wurde und der Arzt keine Spuren einer Vergewaltigung feststellen konnte, auch keine Spermarückstände.

Um auch Parnell dran teilhaben zu lassen, möchte Paul ihn als sein Co-Anwalt, was ihm mächtig freute. Bedingung war, dass er "trocken" bleibt, was er auch versprach und seitdem nur noch Erdbeerlimonade trank....die er anfangs verfluchte und ihm hinterhjer viel besser schmeckte als jeder Whiskey, den er ja trank .

Biegler erfuhr, dass Barney Quill Besitzer einer Kneiupe war, wo er erschossen wurde und diese Kneipe nun an eine Mary Pilant ging. Biegler recherchierte, dass sie die Tochter von Quill ist, was aber niemand sonst wußte. Mary zeigte sich wenig kooperativ gegenüber Paul.

Laura hielt es besser, ausgelassene Partys zu feiern, anstatt sich über ihren inhaftierten Ehemann Sorgen zu machen, was Paul ziemlich störte, wie sie sich der Öffentlichkeit präsentierte. Deswegen maßregelte er sie, dass sie vor Gericht sittsam sein muß, am besten mir Brille, strenger Frisur und sittsamer Kleidung.

bevor ihr Prozess an der Reihe war, wurde noch ein anderer Fall behandelt: Der stadtbekannte Säufer Clarence Madigan wurde wegen Diebstahl vor Gericht gebracht. Er hat eine ganze Kiste teuren Schnaps geklaut. Einen Anwalt wollte er nicht, er gab gleiuch alles ehrlich zu. Der Richter fragte noch


Richter Weaver:  "Wo haben sie die ganze Kiste denn gelassen"?
Madigan: Ach die...die habe ich ausgetrunken
Richter Weaver: Die ganze Kiste?
Madigan: Ja, das war doch nicht viel. Aber später mußte ich pinkeln...ich sag ihnen, mein lieber Schwan! 

Synchronisiert wurde Madigan übrigens von Herbert Weißbach, den ich mit seiner alt und heiser klingende Stimme immer sehr mag....er sprach auch diesen einen alten Penner in dem Burt-Reynolds-Film "Auf leisen Sohlen kommt der Tod".  ich mnag den Sprecher einfach....so klasse und mit trockenen Humor mit seiner Art.

Paul wollte versuchen, seinen Mandanten wegen Unzurechnungsfähigkeit freizukriegen und ein Army-Psychiater Smith bescheinigte ihn sogar eine dissovative Situation. Paul staunte nicht schlecht, das ich 2 Staatsanwälte aufmarschierten. Zj einen Biegler Nachfolger, der eher trottelioge naive Mitch Lodwick und dann den knallharten Großstadt-Staatsanwalt Claude Dancer. Und dieser hat sich gleich einen eigenen Psychiater rufen lassen, um die Aussage von Smith entgegenzuwirken, zudem Smith noch jung war, hatte er einen älteren, seriöser wirkenden holen lassen. Obwohl Laura einen Lügendetektortest zugestimmt hatte und dieser auch bestätigte, dass sie die Wahrheit sagte wegen ihrer vergewaltigung, ist dieser vor Gericht unzulässig (ist ja heute noch so - schon irre, dass solch ein test auch  60 Jahre später immer noch nicht  bei Gericht zulässig ist! Nach 60 Jahren konnte man die Justiz imme rnoch nicht davon zu 100% überzeugen)

Zeuegenaussagen bestätigeten, dass Laura zur besagten Zeit ziemlich sexy in der Bar aufkreuzte, scheinbar noch nichtmal einen Slip anhatte und einen kurzen Minirock trug....zudem war sie angetrunken und räkelte sich gerne an Männern ran. Als Manion dies hörte, wurde er wild und sprang auf, tat es als Lüge ab. .

Parnell war es gewesen, der herausbekam, dass mary die Tochter von Barney war. Barney untersuchte dies auf eigene Faust, sagte keinen bescheid, so das Paul schon dachte, er wäre wieder irgendwo im Alkohol versackt. Doch baute er einen Unfall, weil er seit 20 Jahren nicht mehr Auto gefahren war und auch keinen Führerschein mehr besass. Paul versuchte Mary zu beknien, vor Gericht die Wahrheit zus agen,  da sie etwas verschweieg, doch die wollte nicht...sie knoote nicht glauben, dass ihr Vater zu solcher tat fähig sei.

Die beiden Staatsanwälte versuchten alles, um die Vergewaltigung von Laura totzuschweigen und Paul Steine in den Weg legten, um diese nachzuweisen. Als Paul Laura zum Verhör holte, wurde sie buchstäblich von Dancer auseinandergenommen und machte sie völliug unglaubwürdig und stellte sie als Schlampe hin . Auch Dr. Smith Psychiateraussage wurde vom gegnerischen Psychiater widerlegt.

Paul gelang es, Richter Weaver auf seine Seite zu ziehen, da dieser auch gerne angelt und mit einem Köder-Tricj gelang es Paul, ihn in seinem Amtszimmer für sich zu gewinnen. Was Dancer gegen den Strich ging.  Zudem fand Paul einen ähnlichen Präzedenzfall von 1996, der ihn wiedre in die Erfolgsspur brachte.

Als Dancer merkte, dass ihm die Felle davonschweammen griff er zum letzten Strohhalm...einen Häftling, der gehört haben will, wie Manion rumtönte, seinen Anwalt, seine Frau und den Richter verarscht zu haben udn die Geschworeenen sicher ebenso dumm seien. Manion spürang auf, meinte, es nie gesagt zu haben und auch paul war ausser sich....Paul bewies, dass der Häftling nicht wirklich glaubwürdig war und dass Manion ihn ihm Knast gedehmütigt hatte, als er ihn in einem Kampf bezwang und er sich auf diesem Weg an ihn rächen wollte.

Paul konnte Mary schliesslich soweit bringen, doch auszusagen, nachdem sie den Slip gefunden hat, der Lauras Vergewaltigung bestätigte.  Dieses reichte aus, dass die Zeugen Manion für unschuldig befanden.

Doch Paul ging dennoch leer aus...statt die Anwaltsrechnung zu bezahlen, setzten sich Manion und Laura am Folegtag ab. Immerhin hatte der Fall Paul Prestige eingebracht, so dass seine Kanzlei wieder florierte und Parnell freute sich, wieder als Anwalt arbeiten zu dürfen - und will seiner Erdbeerlimo treu bleiben.

Fazit:
Grandioser Gerichtsfilm. james Stewart gefiel mir wirklich sehr als Anwalt und ich finde, dass dieser Film quasi schon eine Vorstufe für seine spätere Anwaltsserie "Hawkins" war, auh was Parnell betrifft, gab es ja einen von Strother Martin nähnlich spielenden Charakter. Lee Remick spielte ebenfalls sehr gut und George C. Scott zeigte schon damals seine Klasse, wo er noch ganz am Anfang seiner Karriere stand. Der Film war mit seinen 2,5 Stunden vlt. etwas zu lang geraten, hatte hier und da etwas unnötigen Leerlauf, schaffte es mich aber letztendlich, die ganze Zeit zu überzeugen und in Atem zu halten. Etwas erstaunt war ich, wie teils frivol der Film letztendlich doch war fürs Jahr 1959, sowas kannte man damals eher selten.